Historie der Orgeln in St. Nikolaus, Kiel

Zusammengestellt von Martin Hevicke
Verein zur Förderung der Kirchenmusik an St. Nikolaus, Kiel e.V.

Vorgeschichte

Bereits in der ersten katholischen Kirche Kiels nach der Reformation, der Marienkapelle (die Kirche war der Unbefleckten Empfängnis und dem Hl. Vicelin geweiht) am Sophienblatt, Ecke Herzog-Friedrich-Straße (heute ist dort ein Teppichgeschäft) gab es eine Orgel. Sie kam 1841 als Geschenk der kaiserlich-österreichischen Gesandtschaft aus der alten K.u.K. Gesandtschaftskapelle in Kopenhagen. Der Zustand war eher schlecht, sie wurde daher wohl 1848 von einem Schweriner Orgelbauer für 200 Taler repariert. 1872 wurde dann der Bau einer Orgel mit 10 klingenden Registern (5 Register auf dem 1. Manual; 3 Register auf dem 2. Manual; 2 Pedalregister; Manual- und Pedalkoppel) genehmigt und von Orgelbauer Carl Krämer aus Osnabrück für 500 Reichsthaler gebaut.

Im Neubau der St. Nikolaus-Kirche gab es zunächst noch keine Orgel. Pfarrer Plagge wollte eine größere gebrauchte Orgel kaufen, musste aber, da diese zu teuer war, Kostenvoranschläge für einen Neubau einholen. Die neue Orgel sollte 14 Register auf zwei Manualen haben (1. Manual: 8 Reg.; 2. Manual: 4 Reg.; Pedal: 2 Reg.; Manual- und Pedalkoppel). Auch dies wurde – wohl aus Kostengründen – nicht umgesetzt. Deshalb wurde die Orgel aus der Marienkapelle nach dem letzten Gottesdienst, der dort gehalten wurde, von Orgelbauer Emil Hansen (Flensburg) in die St. Nikolaus-Kirche umgestellt und dort am 2. Februar 1896 das erste Mal gespielt.

Erste Orgel in St. Nikolaus

Orgel von 1872 mit 10 klingenden Registern, Manual- und Pedalkoppel (siehe oben).

Diese Orgel erwies sich bald als vollkommen unzureichend und machte immer wieder Probleme. Im Jahr 1900 bot sich die Möglichkeit, durch Ankauf einer gebrauchten Orgel diese Missstände zu beseitigen.

Zweite Orgel in St. Nikolaus

Sie wurde Mitte des Jahres 1900 für 2600,00 Mark von Orgelbauer Hansen aus der Stadtkirche in Heide angekauft, der sie dann nach St. Nikolaus verkauft und dort unter teilweiser Verwendung der alten Orgel (in welcher Weise ist unbekannt) aufgebaut hat. Dazu musste zunächst für 4000,00 Mark eine Orgelempore gebaut werden, da diese beim Neubau der Kirche 1893 noch nicht vorgesehen war. Die Orgel mit wahrscheinlich 21 klingenden Registern (1. Man.: 9 Reg.; 2. Man.: 7 Reg.; Pedal: 5 Reg.; Manual- und Pedalkoppel; Schweller) wurde von Orgelbauer Johann Färber aus Tönning 1870 in der Stadtkirche Heide aufgebaut. Über den Verbleib dieser Orgel ist (bisher) nichts bekannt. Die letzten Pfeifen der Orgel vom Sophienblatt wurden in der Inflationszeit als Altmaterial verkauft.

Zur Disposition der Orgel von 1900

Dritte Orgel in St. Nikolaus

Am 24.10.1931 wurde eine ganz neue moderne zweimanualige elektro-pneumatische Orgel mit 31 klingenden Registern, Walze, Schweller und zwei freien Kombinationen durch die Orgelbauanstalt Gebrüder Rieger, Mocker O/S, Krs. Leobschütz an die Gemeinde übergeben.

Von dieser Orgel gibt es noch Tonaufnahmen, aber (bisher) nur ein altes Foto (oben) aus der Festschrift zum 90-jährigen Kirchjubiläum. Diese Orgel wurde auch nach dem Krieg bis 1967 (Kirchumbau) gespielt. Sie musste abgebaut werden, da sie wurmstichig und damit nicht zu erhalten war. Ob Teile dieser Orgel weitere Verwendung gefunden haben ist (bisher) nicht bekannt.

Zur Disposition der Orgel von 1931

Vierte Orgel in St. Nikolaus

Es handelte sich bei diesem Instrument nur um eine kleine Interimsorgel, ein Orgelpositiv der Firma Führer mit 4 Registern und angehängtem Pedal. Sie sollte aber erwähnt werden, wurde sie doch fast 3 Jahre von ca. 1968 bis 1971 genutzt, bevor sie nach St. Ansgar in Schönberg kam. Dort wurde sie um Pedalregister ergänzt. Mittlerweile ist sie allerdings „zugunsten“ einer größeren elektronischen Orgel nach Polen verkauft worden.

Fünfte Orgel in St. Nikolaus

Am 31.10.1971 wurde die heutige, von Alfred Führer (Wilhelmshaven) erbaute Orgel eingeweiht. Es handelt sich um eine dreimanualige Orgel mit mechanischer Spiel- und Registertraktur (HW 9 Reg.; SW 10 Reg.; BW 6 Reg.; Tremulant im SW und BW; Manual- / Pedalkoppeln; 5 Setzerkombinationen; Auslöser; Pleno.)
(Nebenstehendes Bild: die Orgel vor der Kirchenrenovierung im Jahr 2000)

Zur Disposition der Orgel von 1971

Diese Orgel wurde 2015 von der Firma Paschen Kiel Orgelbau GmbH reorganisiert und klanglich überarbeitet.
So verfügt die Orgel nun über einen Untersatz 32´ im Pedal und einen Bordun 16´ in den Manualen. Bei einigen Registern wurde die Mensur erweitert, einige Register wurden neu in die Orgel integriert (z.B. die spanische Horizontaltrompete). Die Registeranlage wurde komplett überarbeitet und dem heutigen Stand der Technik angepasst. Die Orgel verfügt nun über einen neuen freistehenden Spieltisch, das Brustwerk hat einen zusätzlichen Schweller bekommen.
(Bild unten: die Orgel nach der Renovierung 2015)

Zur Disposition der Orgel von 2015

Truhenorgel

Seit 1984 gibt es in St. Nikolaus zusätzlich eine kleine transportable einmanualige Truhenorgel mit vier Registern (8´, 4´, 2´, 1 1/3´), die vor allem bei Konzerten ihre Verwendung findet.


Zeittafel der Organisten und Chorleiter an St. Nikolaus Kiel


Die “Geschichte zur Geschichte”
Über die Recherche zu den Orgeln in St. Nikolaus


Fotos: Pfarrei Franz von Assisi (Archiv) / M. Hevicke